Bei dem Heim handelt es sich um die Colonia estiva di Saint-Cergues les Voirons, ein Ferienheim für die Kinder antifaschistischer Emigranten aus Italien und Spanien, die sich im französischen Departement Haute-Savoie und in der Schweiz niedergelassen hatten. Es wurde 1933 gegründet und ging nach dem Beginn des 2. Weltkrieges in die Hände des SRK über. Von nun an hieß das Haus „Les Feux follets“ und nahm vor allem jüdische Kinder auf. Leiterin war Germaine Hommel, die bei der Flucht der Jugendlichen aus La Hille eine wichtige Rolle spielte. Über sie und ihre Mitarbeiterin Renée Farny gibt Wikipedia Auskunft.
Man teilt ihnen mit, dass sie sich um 22 Uhr an der etwa 3 km entfernten Grenze einfinden sollen. Zu ihrer Beruhigung erfahren sie, dass bereits zwei andere Gruppen die Grenze erfolgreich überquert haben.
José, ein Mitglied des französischen Widerstandes, soll sie zur Grenze bringen; er hat das schon öfter gemacht. Von dort sollen sie sich auf den Weg nach Genf machen. Doch es gibt eine Planänderung. Da es den ganzen Nachmittag geschneit hat, kann José nicht den ganzen Weg mitgehen. Er meint, seine Fußspurenwürden ihn verraten, wenn er nach Frankreich zurückkehrt. Er weist sie ein, wie sie kurz vor der Grenze verfahren sollen, sieht aber kein Problem, da es die Neujahrswoche ist und die Grenze deshalb nicht scharf bewacht werde. Inge wundert sich:
Trotz seiner Worte machte mich Josés Nervosität auch nervös. Wenn die Grenze nur leicht bewacht war, warum hatte er dann Angst, dass seine Fußabdrücke verfolgt werden könnten? Da es stark schneite, würden seine Fußabdrücke nicht schnell verwischt werden? Es kam mir unangenehm vor, dass man uns zum Überschreiten der Grenze aufforderte, während jemand vom französischen Untergrund, der das Terrain sehr gut kennt, Angst hatte, uns zu begleiten. Wenn es für ihn nicht sicher war, warum sollte es dann für uns sicher sein? (S.187)Versuch und Irrtum
Nach 10 Minuten ein Stacheldrahtzaun, sie schlüpfen darunter durch, weiter im Schnee, wieder ein Stacheldrahtzaun, schnell darunter durch, wo sind sie eigentlich, eine Straße nach Genf ist nicht zu sehen, zu viel Schnee und zu dunkel, was sollen sie machen und dann plötzlich ein dritter Zaun, die Verwirrung ist komplett, sind sie im Kreis gelaufen fragt sich Inge, aber sie schweigt, sie will nicht ängstlich wirken, wie die beiden anderen Mädchen, warum trifft Walter keine Entscheidung, jetzt will er doch, dass alle am Zaun entlang in Richtung Wald marschieren, um das offene Feld zu verlassen, das wird nichts, denkt Inge, aber sie schweigt, die anderen werden Walter recht geben und sie marschieren los, immer noch im Schneegestöber, ins Ungewisse.
Licht
Nach einer halben Stunde Marsch entlang des (zweiten) Zauns in Richtung Wald sehen sie ein Licht. Walter beschließt, allein die Lage zu erkunden und bittet die anderen, zum dritten Zaun zurückzukehren, falls er nicht in absehbarer Zeit zurück ist. Als eine halbe Stunde vergangen ist, ohne dass er zurückkommt, entsteht eine Diskussion, ob man wirklich zurück zum Zaun soll oder ebenfalls wie Walter zu dem Haus mit dem Licht. Die beiden anderen Mädchen wollen zum Haus, weil ihnen kalt ist und sie nass sind. Manfred will Walter nicht verlassen, er ist auch nass und friert. Es entsteht ein Streit darüber, was zu tun ist.
Ich hasste es, in Gruppen zu sein, selbst wenn wir uns nur unterhielten oder Spiele spielten. Ich mochte es nie, andere davon zu überzeugen, mit mir zusammenzuarbeiten. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich zu oft erfolglos war. Ich verließ mich lieber auf meinen eigenen Instinkt, handelte allein und musste mich nicht um andere kümmern, die unter dem Druck zusammenbrechen könnten. Ich begann wieder dafür zu plädieren, zum Zaun zurückzugehen, aber Dela unterbrach mich:„Willst du Walter einfach verlassen?“
„Das ist es, was er uns gesagt hat“, sagte ich entschieden.
„Ja, vielleicht hat er das gesagt. Aber so etwas tut man nicht. Man lässt seinen engsten Freund nicht einfach im Stich.“ Sie betonte „engster Freund“.
Das Schluchzen von Inge H. wurde intensiver. (S.191)
Widerwillig schließt sich Inge dem Entschluss an, zum Haus zu gehen. Als sie dort ankommen, will Inge gerade an die Tür klopfen, da ertönt eine Stimme: „Halt!“. Ein Soldat in deutscher Uniform und weitere Soldaten erscheinen. Sie sind umstellt.
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