Stand: 20.10.2024
Links beim Datum verweisen auf Seiten von https://ingejoseph.blogspot.com/
Geburt in Darmstadt; Eltern Julius und Clara Joseph; getauft auf den Namen Inge Hanna | |
Ostern 1932 - Ostern 1936 | Goethe Grundschule Darmstadt, (vierjähriger Aufenthalt laut Inges Angaben; Anlage 23; siehe auch Anlage 65) |
Ostern 1936 - Dezember 1938 Eintrittsdatum umstritten; s.o. | Jüdische Bezirksschule in Darmstadt (Anlage 17; Anlage 65) |
Verhaftung des Vaters und später Anklage wegen Betrug und Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz | |
Januar 1937 | Das Haus Alicenstr. 12 muss verkauft werden, Umzug in eine Mietwohnung in der heutigen Wilhelm-Leuschner-Str. 40 |
23.10. 1937 | Der Vater wird vom Landgericht Darmstadt einer Strafe von 2 Jahren und 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Außerdem: 5 Jahre Berufsverbot; 3 Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte; Anrechnung von (nur!) 6 Monaten Untersuchungshaft (bei über 12 verbrachten Monaten!) |
Inges Schwester Lilo verlässt Deutschland und emigriert in die USA. Die Eltern und Inge bleiben in Darmstadt | |
Pogromnacht auch in Darmstadt | |
Flucht von Inge mit einem der sog. “Kindertransporte” von Köln nach Belgien. Ankunft in Brüssel bei ihrem Onkel Gustav Würzweiler und dessen Ehefrau Marie-Luise. | |
Übergabe an die Familie Feuerstein in Brüssel | |
Ecole Fernand Cou u. Ecole Marius Renard, Brüssel (Anlage 66) | |
Aufnahme in das Kinderheim Général Bernheim. in einem Vorort von Brüssel. | |
Der Vater wird aus dem Gefängnis entlassen und ausgewiesen. Er besucht auf seinem Weg nach England Inge in Brüssel. Inge versucht im Heim einen Suizid, wird aber von Ruth Schütz daran gehindert. Ihre Mutter lebt mittlerweile im Haus ihrer Eltern und Geschwister: Darmstadt, Ludwigsplatz 9 | |
Handelsschule Ecole Fink Brüssel | |
Flucht der Heimbewohner aus Brüssel, nachdem die Deutschen in Belgien eingefallen sind | |
Ankunft in Südfrankreich in dem Ort Seyre in der Nähe von Toulouse; Unterbringung in einem alten Landwirtschaftsgebäude ohne jegliche Einrichtung, ohne ausreichende Verpflegung und geschlagen mit Krankheiten aller Art auf Grund der katastrophalen hygienischen Verhältnisse. | |
Das Schweizer Rote Kreuz übernimmt das Kinderlager unter der Leitung der Schweizerin Rösli Naef | |
Umzug ins Château de la Hille in Montégut-Plantaurel bei Toulouse.Die Verhältnisse, was Essen, Unterkunft, Hygiene angeht, verbessern sich grundlegend. Es gibt jetzt auch eine Art Schulunterricht. | |
Inge lernt in La Hille Walter Strauss kennen; sie verlieben sich. | |
Inges Mutter und ihre Tante Ida Neu werden mit einem der ersten großen Transporte Darmstädter Juden ins Ghetto Piaski in Polen deportiert; ihre Spur verliert sich dort Ende des Jahres. | |
Erste große Razzien in der Besatzungszone und in Paris; Alle paar Wochen kommt ein französischer Polizeioffizier ins Schloss , um zu prüfen, ob Jugendliche das Alter von 18 erreicht haben und abgeschoben werden müssen. | |
In den frühen Morgenstunden eine Razzia im Schloss. Alle Kinder über 16 Jahren werden ins Lager Le Vernet abtransportiert, auch Inge. | |
Die Leiterin des Kinderheims, Rösli Näf, hat sich einige Tage vorher ins Lager Le Vernet begeben und interveniert. Alle Kinder werden wieder entlassen und kommen zurück aufs Schloss. | |
Einmarsch der deutschen Armee in Südfrankreich | |
Letzter Brief der Mutter aus dem Konzentrationslager Piaski in Polen, überbracht durch das Rote Kreuz. Danach ist über das Schicksal der Mutter nichts mehr bekannt. | |
Alle drei Tage macht sich eine Gruppe von vier bis fünf Jugendlichen im Morgengrauen auf den Weg. Mit dem Zug geht es von Toulouse über Lyon nach Annemasse, wo mit Hilfe eingeweihter französischer Widerstandskämpfer und einer Angehörigen des Schweizerischen Roten Kreuzes (Renée Farny) die nahe Grenze zur Schweiz illegal überquert werden soll. In der dritten Gruppe sind Inge und Walter. | |
31.12.1942 | Am frühen Morgen um 3:30 Uhr macht sich die Gruppe, bestehend aus fünf Jugendlichen auf den Weg. |
In der Silvesternacht versuchen die Jugendlichen die Grenze zur Schweiz zu überwinden, verirren sich und werden von deutsch-französischen Grenzwächtern gefasst. Inge gelingt auf abenteuerlichem Weg die Flucht und kehrt nach Annemasse zurück. | |
Inge macht mehrere Versuche doch noch die Grenze zur Schweiz zu überwinden, scheitert aber. Sie wird schließlich von französischen Grenzkontrolleuren gefasst und von einem Richter zurück nach La Hille geschickt. | |
In La Hille erfährt Inge Wochen später, dass alle anderen Fluchtgefährten von Gurs aus in den Osten geschickt wurden. Wie wir heute wissen: ins Sammellager Drancy und später nach Auschwitz. Dort kommen sie um. | |
Inge kommt bei einem Bauern in der Nähe von Bordeaux unter, da sie inzwischen 18 Jahre alt ist und Gefahr läuft, von den französischen Behörden an die Deutschen ausgeliefert zu werden. | |
23./24. 9. 1943 | Bei einem Luftangriff auf Darmstadt wird das Elternhaus völlig zerstört. |
Ein neuer Fluchtversuch mit Hilfe Schweizer Mitarbeiterinnen des Roten Kreuzes. | |
Mit Hilfe französischer und schweizerischer Helfer gelingt ihr die Flucht in die Schweiz über einen Fluchtweg im Risoux, einem Teil des Juras. Die nächsten Wochen verbringt sie zunächst bei den Eltern der Fluchthelferin Margrit Tännler in Hohfluh/Hasliberg in der Schweiz, weiter weg von der Grenze, wo sie sicher ist, nicht ausgeliefert zu werden. | |
Aufenthalt in der Gemeinde Gampelen/Schweiz bei der Familie Käch-Engelmann | |
Anfang 1944 | Inge tritt aus Dankbarkeit für ihre evangelischen Helferinnen in die evangelische Kirche ein. |
2.1. 1945 - 31.7.1945 | Schülerin im Volksbildungsheim Neukirch a.d.Thur/Schweiz |
“Lehrtochter” in der Krankenpflegeschule der Kranken- und Diakonissenanstalt Neumünster in Zollikerberg bei Zürich | |
Ankunft in den USA. Inge lässt sich in New York, in der Nähe des Vaters nieder. | |
September 1946 - September 1947 | Besuch der Julia Richman Highschool New York; Abschluss |
Frühjahr 1947 | Umzug nach Chicago |
August 1947 - 28.8.1950 | Michael Reese Hospital/School of Nursing Chicago |
13.11.1950 | Staatliche Prüfung als “Registered Nurse bestanden” |
Herbst 1950 - Juni 1951 | University of Illinois, Chicago: Vorbereitungskurse zur Erlangung des Degrees einer Nurse |
Sept.1951 - 31.1.1952 | Chicago City Junior College |
Febr. 1952 - Juni 1952 | Roosevelt University in Chicago |
18.6. 1953 | Degree für “Bachelor of Science in Nursing”, verliehen von der University of Illinois |
25.2. 1955 | Heirat mit Frank P. Bleier, Chicago/Illinois; 545 West Addison Street |
1956/57 | Sechs Monate Kurs in Geburtshilfe am “Chicago Lying-In Hospital and Dispensary" |
1959 | Inge schreibt ihre Geschichte auf, aber das Manuskript wird von den Verlagen abgelehnt, weil das Thema mit der Veröffentlichung von Anne Franks Tagebuch erschöpft sei. |
11.2.1959 18.12.1959 26.2.1960 23.6. 1960 22.3.1961 27.9.1965 3.11. 1965 | Antrag auf Entscheidung wegen Verfolgung beim RP Darmstadt Bescheid über Schadenersatz in Höhe von 5000 DM (Anlage 70) Bescheid über Schadenersatz nach §§ 47-50 BEG in Höhe von 2100 DM Klage gegen den Bescheid vom 18.12.1959 auf Erstattung weiterer 5000 DM Urteil des Landgerichts Darmstadt: Klage wird abgewiesen Erneuter Antrag auf Erstattung weiterer 5000 DM auf Grund des neuen BEG-Abschlussgesetzes Dem Antrag auf weitere 5000 DM Entschädigung wird vom RP Darmstadt am 3.11.1965 stattgegeben. Das Entschädigungsverfahren in der Sache Inge Joseph ist damit nach 6 Jahren abgeschlossen. |
1971 | Inge veröffentlicht ihr erstes Lehrbuch: “Maternity Nursing”. |
1979 | Ein zweites Lehrbuch erscheint: “Bedside Maternity Nursing”. |
29.Juni 1983 | Inge stirbt an einer Überdosis Schmerzmittel |
1984 | Inges Buch “Bedside... erscheint auf deutsch unter dem Titel: “Schwangerschft, Geburt und Wochenbett. Ein Lehrbuch für Pflegepersonal” |
1993 | Inges Neffe David Gumpert bekommt von Inges Tochter Judie das Manuskript von Inges Geschichte über ihre Flucht und beginnt mit seinen Recherchen dazu. |
2004 | Veröffentlichung ihrer Autobiographie: Inge Joseph Bleier & David E. Gumpert: Inge - A Girl’s Journey through Nazi Europe. William B. Eerdmans Publishing Co. Grand Rapids, Michigan / Cambridge UK. 2004. |
Quellen:
Akten des Wiedergutmachungsverfahrens; HHStAW, 518, 38548 Eigene Recherchen; siehe https://ingejoseph.blogspot.com
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen