CV Gustav Würzweiler

 Stand:  10.11.2024

Gustav Würzweiler, geboren am 10. März 1896 in Mannheim, war ein Cousin des Vaters von Inges Joseph. Er war in den 20er und 30er Jahren ein erfolgreicher Devisenhändler und Bankier, liquidierte aber im Sommer 1937 seine Bank, als die antisemitischen Angriffe der Nazis auf ihn zunahmen. Er ließ sich in Brüssel nieder, woher seine Frau stammte. Im Januar 1939 war er die erste Anlaufstelle für Inge Joseph auf ihrer Flucht vor den Nazis. Sie lebte einige Wochen bei ihm, kam dann zu einer belgischen Familie und später in ein Kinderheim. Inge hat ihm das nie verziehen, wie man hier, hier und hier nachlesen kann.

10. März 1896

Geboren als Sohn Sigmund Würzweilers und dessen Frau Amalie, geb. Levi, in Mannheim( Amalie Levi war die Schwester von Hermann Josephs Frau 

1898

Umzug der Familie in das Haus B 7, 3 in Mannheim

November 1916

Beförderung zum Wachtmeister; Verleihung des Eisernen Kreuzes

19. August 1922

Gründung des Bankgeschäfts Gustav Würzweiler in Mannheim O 3,2

Januar 1923

Sigmund Würzweiler tritt als Prokurist der Bank seines Sohnes bei.

21.Juli 1928

1. Hetzartikel gegen Würzweiler im NS-Blatt “Der Führer”

15.Februar 1933 (?)

Heirat mit Marie Louise “Lou” Bloch (17. Mai 1906 - ); Wohnsitz Mannheim, Augustaanlage 26; Bank: Mannheim D 2,1

21. August 1933

Wahl von Gustav Würzweiler in den Synagogenrat Mannheim.

2. Hetzartikel im “Hakenkreuzbanner Nordwestbaden” gegen den modernen “Shylock von Mannheim" Gustav Würzweiler

Januar 1934

Hetzartikel im “Stürmer” gegen den “Bankjuden Würzweiler”

4. Juni 1937

Würzweiler gelingt es Anfang Juni 1937, den größten Teil seines 3,55 Millionen RM umfassenden Geschäfts- und Privatvermögens in Form eines persönlichen Kredits an einen Freund und Geschäftspartner, den Kölner Metallgroßhändler Meno Lissauer, zu übertragen.

6. Juni 1937

Ausreise aus Deutschland; zuerst nach Amsterdam, dann nach Brüssel

17.Juni 1937

Offene Liquidation der Bank

Abgemeldet von Mannheim, Augustaanlage 26 nach Amsterdam 

28.Juli 1937

Löschung der Bank, Mannheim D 2,1 und Verkauf des Gebäudes (Eigentümer ist eine GmbH, deren alleiniger Eigentümer wiederum Gustav Würzweiler ist.)

30.7.1937

Einzug des Restvermögens der Familie Sigmund Würzweiler

14.9.1938

Das Haus Haus B 7, 3 in Mannheim wird von Gustavs Vater der Jüdischen Gemeinde Mannheims geschenkt. 1943 fällt es an die Stadt, die es an die Gestapo vermietet!

Januar 1940

In Brüssel Aufnahme von Inge Joseph, Tochter des Cousins Julius Joseph aus Darmstadt

1941

Emigration in die USA/ New York, zusammen mit seinen Eltern

11.12. 1943 

Der Vater Sigmund stirbt in New York (?)

1949

Als Börsenmakler bei der Brokerfirma Carl M. Loeb, Rhoades & Co, New York.

1950

Mitglied und Sitz an der New York Stock Exchange;

Wohnadresse: Hotel Sherry Netherland, 5th Avenue, 59 Street, New York 22; N.Y./USA

15.2.1950 

Antrag beim Land Württemberg-Baden auf Entschädigung wegen erlittenem Vermögensschaden; ähnlich als Erbe seines Vater und dessen erlittenen Vermögensschäden: später Antrag auf Entschädigung wegen Notverkaufs des Hauses D2,1 in Mannheim

4.7. 1951

Weitgehende Anerkennung der Schäden aus dem ersten Antrag; Entschädigung in Höhe von

165 000 DM. Eine Klage von Würzweiler gegen die Entscheidung hinsichtlich seines Status als Erbe von Sigmund Würzweiler ergibt einen längeren Rechtsstreit, der schließlich zur Abweisung der Klage führt. In einem späteren Verfahren erhält er bzw. sein Erbe als Rechtsnachfolger am 13.2.1958 eine weitere Entschädigung von 75 000 DM für erlittene Transferverluste bei der Übertragung des Vermögens in fremde Währungen.

Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe 480_12132_1_2 (Würzweiler_Entschädigungsakte)

2. März 1954 (Grabsteine in N.Y und Mannheim;)

Staatsarchiv: 19. 7. 1954 Sattler: 25. 2. 1954)

Gestorben in New York

Sein Erbe geht an eine von ihm errichtete Stiftung, die die Wurzweiler School of Social Work errichtet.


Quellen: 

http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1827831 


Fliedner, Hans-Joachim: Die Judenverfolgung in Mannheim : 1933 - 1945 1. Darstellung; Stuttgart [u.a.] : Kohlhammer, 1971 2. Dokumente; Stuttgart [u.a.] : Kohlhammer, 1971


Fritsche, Christiane: Ausgeplündert, zurückerstattet und entschädigt : Arisierung und Wiedergutmachung in Mannheim. 2. Aufl.. Ubstadt-Weiher [u.a.] : Verl. Regionalkultur, 2013 (Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Mannheim - Institut für Stadtgeschichte).

Sattler, Friederike: Ernst Matthiensen (1900-1980). Ein deutscher Bankier im 20. Jahrhundert, Publikationen der Eugen-Gutmann-Gesellschaft, Band 4 ; Dresden 2009.

Sauer, Paul: Die Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs während der nationalsozialistischen Verfolgungszeit 1933 - 1945 : statistische Ergebnisse der Erhebungen der Dokumentationsstelle bei der Archivdirektion Stuttgart und zusammenfassende Darstellung. Stuttgart : Kohlhammer, 1969

Links verweisen u.a. auf den Blog zu Inge Joseph;  Links im Text auf gesonderte Seiten hier im Blog.


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